Ein bilanziertes 3-D Profil durch die nördlichen Kalkalpen am Westrand der Achental-Schubmasse



Horst Dresmann, David Tanner & Jan H. Behrmann

Geologisches Institut, Universität Freiburg, Albertstr. 23b 79104 Freiburg, Germany

Zusammenfassung


Die Deckenstapelung im Bereich der Nördlichen Kalkalpen, entlang der TRANSALP-Traverse zwischen Tegernsee und Inntal kann auf eine Nord - Süd - Einengung zurückgeführt werden. Die Allgäudecke und die ihr teilweise aufliegende Lechtaldecke bilden einen intensiv verschuppten und teilweise stark gefalteten Komplex. Zahlreiche, in Ost-West-Richtung streichende Achsen von Kleinfalten, aber auch großräumige, Ost-West orientierte Synklinal- und Antiklinalstrukturen, sowie nordvergente Überschiebungen belegen einen nordgerichteten Transport der einzelnen Decken. Die Deckenstapelung kann in die Vorgosauische Phase (Turons ca. 90 Ma) gestellt werden. Es wurden am Westrand der Achental-Schubmasse zwei linien- bilanzierte Nord-Süd-Profile erstellt. Die beiden parallelen Profillinien liegen in 4 km Entfernung voneinander. Als Datengrundlage dienten Oberflächen- daten, Informationen zur Stratigraphie und zur Struktur des tektonischen Baustils des Gebietes. Die Oberflächendaten, beruhen auf Kartenmaterial von Schmidt-Thomé (1953) und Eisbacher & Brandner (1996) sowie eigener Geländebefunde. Die Nördlichen Kalkalpen werden hier durch die Allgäu- und Lechtaldecke aufgebaut. Stratigraphisch beinhalten sie vorwiegend karbonatische Sedimente von der unteren Trias bis zur unteren Kreide, sowie stellenweise auch Sedimente der Gossau-Formation aus der Oberkreide. Die einzelnen Formationen variieren teilweise stark in ihrer Mächtigkeit, beispielsweise nimmt der triasische Hauptdolomit von Süden nach Norden erst um fast 1000 m zu, verringert die Mächtigkeit dann aber wieder um mehr als 2000 m.

Mit Hilfe des Computerprogramms 3DMove® wurden die beiden Profile verknüpft und ein nahezu komplett rückformbares kinematisches 3-D Modell der Nördlichen Kalkalpen am Westrand der Achental-Schubmasse erstellt. Bei der bearbeiteten Struktur kam das Werkzeug Störungs-Paralleles-Fließen (Fault Parallel Flow) zu Einsatz. Seine Arbeitsweise basiert auf der Berechnung von parallel der jeweils aktiven Störung liegenden Transportpfade, entlang derer die Datenpunkte des Hangenden bewegt werden können. Aus der Entzerrung ergibt sich eine Nord-Süd-Verkürzung der Nördlichen Kalkalpen entlang der TRANSALP-Traverse von ca. 30 km (das entspricht 44%). Die Rückformbare Konstruktion zeigt auch, daß der basale Abscherhorizont der Kalkalpen mit ca. 11° nach SW einfällt. Die Tiefenlage beträgt im Nordteil (Wildbad Kreuth) ca. 2600 m unter NN und im Südteil (Schwaz) ca. 4600 m unter NN. Die kinematische Abfolge der Überschiebungen ist komplex: einer frühen Ausbildung einer nordwärts wachsenden Überschiebungssequenz folgt eine jüngere, ins Hinterland (also nach Süden) gerichtete Sequenz.



References

Eisbacher, G.H. & Brandner, R. (1996). Superposed fold-thrust structures and high-angele faults, northwestern Calcareous Alps, Austria. Eclogae Geologicae Helvetiae 89/1, 553-571.

Schmidt-Thomé, P. (1953). Geologische Karte von Bayern 1:100.000, Blatt 664, Tegernsee



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