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Bewegung salinarer Porenwässer in der tertiären Füllung des süddeutschen Molassebeckens


Zusammenfassung

Ziel des Vorhabens ist die Rekonstruktion der Porenwasserbewegung des süddeutschen Molassebeckens im Verlauf der Beckenentwicklung mit Hilfe eines Strömungs- und Transportmodells. Eine besondere Rolle spielen dabei die zur Zeit der Oberen Meeresmolasse abgelagerten salinaren Porenwässer, die sich rezent in den Sedimenten der Unteren Süßwassermolasse nachweisen lassen. Anhand der heutigen Position dieser Wässer soll das Modell kalibriert werden. Zusätzlich müssen im Simulationsmodell die heutigen hydraulischen Eigenschaften (hydraulische Durchlässigkeit, spezifischer Speicherkoeffizient, Porosität) der einzelnen Molasseschichten erreicht werden. Zum Vergleich werden die tatsächlichen Werte dieser Parameter mit Unterstützung der im Molassebecken tätigen Erdölfirmen und dem GLA Baden-Württemberg aus zahlreichen Bohrungen ermittelt. Die Ergebnisse der Simulationsversuche sollen Aufschluß über das Ausmaß konsolidations- und reliefbedingter Porenwasserströmungen im Molassebecken und über den Zeitpunkt des hydraulischen Anschlusses der Donau an das Strömungssystem der Molasse geben.


Stand der Arbeiten

Seit einigen Jahren wird in zunehmendem Maße versucht, die Porenwasserbewegungen bzw. Paläoströmungsregime in größeren Sedimentbecken über geologisch große Zeiträume mit Hilfe von Computerprogrammen zu modellieren. Für die Verlagerung der Porenwässer sind im wesentlichen reliefbedingtes und konsolidationsbedingtes Fließen verantwortlich. Die verwendeten Programme müssen daher in der Lage sein, diese unterschiedlichen Prozesse miteinander zu verbinden. Die dabei verwendeten Simulationsmodelle beruhen auf der numerischen Lösung der jeweiligen Strömungs- und Transportgleichungen (Kinzelbach 1986, Bitzer 1994, Bitzer 1996). Der Fluß von Porenwasser kann dabei durch Fluid-Gesteins-Reaktionen zu einer Änderung der Sedimentzusammensetzung führen und zum Beispiel zur Bildung von Kohlenwasserstoffreservoirs (Sachsenhofer, 1994) oder Goldvorkommen (Garven & Freeze, 1984) beitragen.

Da für eine sinnvolle Computersimulation solcher Paläoströmungsregime eine große Anzahl an Eingabeparametern bzw. eine genaue Kenntnis der rezenten hydraulischen Verhältnisse und hydraulischen Kennwerte der einzelnen Sedimentschichten nötig ist, eignen sich zur Simulation besonders Sedimentbecken, in die eine große Zahl von Bohrungen abgeteuft wurde. Beispiele für die Berechnung der Paläoströmungsregime anhand von 2D-Schnitten durch solche größeren Becken bilden die Arbeiten von Bachu (1995) im kanadischen Alberta Basin und von Lee & Bethke (1994) im Denver Basin in den USA.

In Mitteleuropa eignet sich für eine solche Simulation besonders gut das süddeutsche Molassebecken, da hier eine große Anzahl an Erdölexplorationsbohrungen und Geothermiebohrungen abgeteuft wurde. Allein für den baden-württembergischen Teil des Molassebeckens liegen die Daten aus über 150 Bohrungen vor. Sie sind von den beteiligten Erdölfirmen zur Verwendung innerhalb des Projekts freigegeben worden. Mit Hilfe der aus den Bohrlochmessungen gewonnenen hydraulischen Parameter - Porosität, hydraulische Durchlässigkeit, spezifischer Speicherkoeffizient, Kompressibilität - läßt sich das Paläoströmungsregime des süddeutschen Molassebeckens sinnvoll modellieren. Rückschlüsse sind dabei auf die Fragen nach dem hydraulischen Anschluß der Donau an das Strömungsregime der Molasse, den Zeitpunkt der Verkarstung des Malms und das Ausmaß konsolidationsbedingter und reliefbedingter Porenwasserbewegungen möglich.

Mit den Daten aus der Auswertung der Bohrungen und mit den Daten aus früheren Arbeiten (Bertleff, 1986; Bertleff et al.,1988; Keller, 1992; Schmassmann, 1990; Stober, 1984, Villinger, 1977) wurde ein repräsentativer Schnitt durch das Molassebecken erstellt, der zunächst als Grundlage für die Simulation dienen soll (Abb. 1).


.. Abb. 1 (GIF, 32 kb)

Eine wichtige Rolle für die Kalibrierung des Modells spielen die unterschiedlichen Wässer in den Sedimenten der Molasse. Die bei der Sedimentation der Oberen Meeresmolasse eingeschlossenen salinaren Wässer finden sich rezent, aufgrund der Verlagerung durch die obengenannten Prozesse, in den Schichten der Unteren Süßwassermolasse (Lemcke & Tunn, 1956, Udluft, 1975; Lemcke, 1976). Diese Wässer können damit als Tracer für die Überprüfung des Modells verwendet werden.

Mit den bisher gewonnen Daten wurden erste Testdatensätze zusammengestellt und Simulationsrechnungen mit dem Fortran77 Simulationsprogramm BASIN von K. Bitzer durchgeführt. Die bisherigen Ergebnisse verlangen eine weitere Verfeinerung der Datensätze.

Abb. 2 und Abb. 3 zeigen die Entwicklung der hydraulischen Durchlässigkeit nach der Berechnung eines Testdatensatzes. Der ca. 91km lange Schnitt Trochtelfingen - Opfenbach wird in 50 Segmente unterteilt, was einer Segmentbreite von 1820m entspricht. Die Ablagerung der Schichten der Molasse wird in insgesamt 16 Zeitschritten (zweiter bis siebzehnter Zeitschritt = Layers) simuliert. Das erste Layer entspricht der Malmunterlage, die letzten drei Layers (achtzehntes bis zwanzigstes) bilden die spättertiäre Hebungs- und Erosionsphase des Molassebeckens. In Abb.2 ist nach jedem vierten Zeitschritt ein Snapshot der Animation mit dem Programm Geo3View (Klein & Ramshorn, 1991; Lindenbeck & Ulmer, 1995) gemacht worden. Den Endzustand (20. Zeitschritt) der hydraulischen Durchlässigkeit zeigt Abb. 3. Am rechten Bildrand sind die unterschiedlichen Formationen der Molasse gekennzeichnet. Die zusätzliche Unterteilung der Stratigraphie innerhalb der Abbildung spiegelt die Anzahl der Eingabelayers wieder. Beim Vergleich mit Abb. 1 fällt die sehr gute Übereinstimmung der Schichtmächtigkeiten und der Teufen der Formationsgrenzen auf. Auch die erhaltenen Werte für die hydraulischen Durchlässigkeiten stimmen gut mit den rezent gemessenen überein. Aussagen können damit bereits über die initialen Sedimentmächtigkeiten und die abschließende Hebung des Beckens gemacht werden.


.. Abb. 2 (GIF, 85 kb)


.. Abb. 3 (GIF, 40 kb)

In gleicher Weise können mit BASIN auch die Parameter Hydraulic Head, Stoffkonzentration, Temperatur, TT-Index, Porosität und spezifischer Speicherkoeffizient während der Entwicklung des Molassebeckens berechnet werden und die Ergebnisse dargestellt werden.

Ziel des Vorhabens ist die Rekonstruktion des Verlaufs der Porenwasserbewegung im nordwestlichen Teil des süddeutschen Molassebeckens unter Berücksichtigung konsolidations- und reliefbedingter Strömungskomponenten.



Literatur


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