Sediment- und strukturgeologische Studien in Schwarzwald und Vogesen
Die Daten von Harnischflächen- und Strukturanalysen (Krecher 2006; Krecher & Behrmann, im Druck bei Geotectonic Research) geben eine dextral transpressive Deformation zu erkennen, die im Unterkarbon - vor ca. 335 Mill. Jahren - in den südlichen Vogesen aktiv war. Zum gleichen Ergebnis kommen Hann et al. (2003) und Krohe & Eisbacher (1988) für den südlichen Schwarzwald. Unter Transpression versteht man eine Seitenverschiebung zwischen zwei Gesteinsblöcken, die unter Kompression stattfindet. Der Bewegungssinn wird von den Pfeilen entlang der Marksteinstörung angezeigt.
Der tektonische Bau im Gebiet zwischen dem Rossberg und dem Petit Ballon (Haut Alsace, NE-France) kann mit dem folgenden Blockbild verdeutlicht werden:
MF = Marksteinstörung mit Klippenlinie
ZMTK = Zentraler Markstein Turbiditkomplex
Die Oderen Gruppe im Süden besteht aus einer ca. 4000 m mächtigen Beckenabfolge eines "slope-basins", die mit tiefmarinen Sedimenten beginnt und nach oben in Beckenabhang und sturmdominierte Deltasedimente übergeht. Das lokale Vorkommen magmatischer und vulkaniklastischer Gesteine (z.B. am Rossberg oder auch nördlich von Plancher-les-Mines) belegt die Existenz eines Inselbogens, ähnlich dem der heutigen Eolischen Inseln im südlichen Thyrrenischen Meer (Krecher 2003; Krecher 2006). Die Abfolge entwickelte sich im Viseum (Unterkarbon).
Die Markstein Gruppe im Norden besteht aus mehreren tiefmarin abgelagerten Turbiditsandsteinkomplexen (= Stapel von Sedimentschichten, die aus Suspensionsströmen heraus abgelagert wurden), welche sich im Bereich eines aktiven Kontinentalrandes - also dort wo ozeanische Kruste unter die kontinentale Kruste abtaucht - gebildet haben. Die Platznahme der Granite von Metzeral und Goldbach erfolgte im Wesentlichen posttektonisch. Das Alter der Sedimente reicht vom oberen Devon bis ins höhere Unterkarbon. Der Grand Ballon wird von den sandigen Meeresablagerungen der Markstein Gruppe aufgebaut.
Petrographische und geochemische Analysen von ausgewählten Sandsteinproben der Markstein Gruppe zeigen zunächst einen Wechsel von vulkanisch inaktiven und vulkanisch aktiven Phasen. Im weiteren ergibt sich eine Entwicklung von älteren andesitisch-basaltischen hin zu jüngeren dazitischen Förderprodukten. Die Spurenelementmuster belegen einen Zusammenhang einerseits mit den Protocanites Grauwacken bei Schönau und andererseits mit den Daziten des Südschwarzwaldes. Im Falle der dazitischen Förderprodukte handelte es sich vermutlich um einen saueren Vulkanismus auf verdickter kontinentaler Kruste (Krecher et al., eingereicht bei der ZDGG).
Als weitere Studien sind chemo- und petrostratigraphische Analysen der Oderen Gruppe geplant, da hier die Möglichkeit besteht, eine (fast) vollständige Beckenabfolge eines Inselbogenbereiches auf die geodynamische Entwicklung des Liefergebietes hin zu untersuchen. Daraus können sich weitere Erkenntnisse über die Entstehung des variszischen Gebirges in der oberrheinischen Region ergeben.
Detaillierte Erläuterungen zur Geologie des südlichen Schwarzwaldes und der Südvogesen finden Sie in meiner Dissertation.
Aktuelle Projekte
Die Südvogesen bilden ein Terran, welches im Bereich eines devono-karbonischen aktiven Kontinentalrandes durch dextrale strike-slip Bewegungen in seine heutige Position versetzt wurde. Die sog. "Oderen Gruppe" ist Teil eines Inselbogens auf kontinentaler Kruste. Die Verbindung zwischen marinem Vulkanismus und der Verfüllung eines mediterraneischen "slope-basins" machen die Gesteinseinheit zu einem geologisch spannenden Forschungsbereich im Variszikum.