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Geschichte zur frühen Besiedlung des Oberrheingrabens

Die eigentliche Besiedlung von Schwarzwald und Vogesen erfolgte erst im Mittelalter, da die beiden Mittelgebirge dicht bewaldet und bis in die Antike bzw. der Frühzeit schlecht zugänglich waren. Daher auch der Name "silva nigra" oder Schwarzwald (Der Begriff "Vogesen" kommt von "vosegus", einer keltischen Gottheit des Waldes und der Jagd). Dagegen finden sich in der Oberrheinebene bereits in der Altsteinzeit (Paläolithikum) die Spuren der Frühmenschen bei Wyhlen und bei Murg (Kreis Lörrach). Der Homo neandertaliensis z.B. war vor ca. 200000 Jahren - also noch während der Würmeiszeit - in Mitteleuropa bereits weit verbreitet. Bekannt sind aber auch die Funde bei Mauer, südöstlich von Heidelberg, und bei Steinheim am Ries, die schon den Aufenthalt des frühen, aufrecht gehenden Menschen (Homo erectus) zwischen Günz und Riss-Eiszeit in der Rheingegend belegen.
Jägerstationen und Lagerplätze des frühen Homo sapiens finden sich hingegen häufiger auch am Oberrhein. Fundorte sind die Höhlen am Ölberg bei Ehrenstetten, am Kapellenberg bei Munzingen und auf dem Steinberg bei Bollschweil. Vermutlich handelte es sich um kleinere, nicht-sesshafte Menschengruppen, die von der Tierjagt und dem Sammeln pflanzlicher Nahrung lebten. Das Alter dieser Funde wird mit 12000 bis 8000 Jahre vor unserer Zeit angegeben. Nur wenig später wurde schon in Kleinasien das Kupfer entdeckt.

Während sich der Übergang von der alten Jäger- und Sammlerkultur zu wirtschaftlich produzierenden Kulturen hier in der mittleren Steinzeit (Mesolithikum) vollzog, finden sich in den Rückzugsgebieten einiger Täler und der Schwarzwald-Höhenlagen weiterhin Überreste altsteinzeitlicher Lebensformen. Fundorte kleinerer Lagerplätze und typischer miniaturartiger Gerätschaften sind z.B. das Dreisamtal, die Umgebung des Feldberges und der Schauinsland.
In der ersten nacheiszeitlichen Wärmeperiode, vor ca. 5000 Jahren, wanderten neue Völkerstämme aus Vorderasien und den Balkangebieten in die oberrheinische Ebene ein. Diese Stämme verbreiteten hier den Ackerbau, da sie günstige Bedingungen antrafen: ein warmes, aber nicht trockenes Klima, leicht zu bearbeitende und fruchtbare Lössböden sowie die benötigten Rohstoffe zur Herstellung ihrer Gerätschaften. In diesem Zusammenhang ist vor allem der Isteiner Klotz zwischen Basel und Freiburg zu nennen, der auch früher schon vielfach als Lagerort genutzt wurde. In den dort aufgeschossenen Kalkfelsen finden sich Silexknollen (Quarz) in der Rauracischen Fazies des oberen Jura. Silex wurde zu scharfen und spitzen Alltagsutensilien verarbeitet (zur gleichen Zeit wurde in der heutigen Türkei zumindest lokal Kupfer verarbeitet!).
Mit der Sesshaftigkeit der ersten Ackerbauern treten auch die ersten festen Unterkünfte in Form der Langhäuser auf. Die Verzierung und Form der angefertigten Keramiken weisen auf die so genannte Bandkeramik-Kultur hin, die sich auch in der Rheinebene niedergelassen hat. Spätere Kulturen mussten sich bereits mit weniger günstigen Bedingungen zufrieden geben. Die neolithische Michelsberger Kultur wich auf Höhenlagen wie dem Tuniberg, dem Burgberg am Kaiserstuhl oder dem Zähringer Burgberg aus. Jetzt erst kann also annähernd von einer Besiedlung zumindest des Oberrrheingrabens und seiner Randlagen gesprochen werden. In der gleichen Zeit, um ca. 2500 v.Chr., wurden in Ägypten bereits die großen Pyramiden gebaut, gab es Stadtstaaten in Mesopotamien und auch schon die ersten literarischen Texte auf Tonscherben. Nomadisierende Völker brachten dann um ca. 2000 v. Chr. endlich das Kupfer und die Bronze an den Oberrhein, womit die Bronzezeit nun auch bei uns angebrochen war.
Mit den neuen Legierungen und Metallen ist eine Spezialisierung des Handwerks verbunden, die ihren Ausgang erneut in osteuropäischen und vorderasiatischen Gebieten genommen hat und in unsere Gegend importiert wurde. Der vor kurzem gemachte sensationelle Fund der bronzenen Himmelsscheibe von Nebra (Sachsen-Anhalt) datiert jedoch ebenfalls aus der frühen Bronzezeit (ca. 1600 v.Chr.) und verweist auf ein astronomisches Verständnis und dem Vorhandensein eines Weltbildes, was für den mitteleuropäischen Raum zuvor nicht vermutet wurde.
Um ca. 1300 v. Chr. kommt es dann zu neuen Formen der Bestattung: der Verbrennung und der Beisetzung in Urnenfeldern. Diese weit verbreitete Urnenfelder Kultur ist z.B. durch archäologische Befunde auch vom Breisacher Burgberg bekannt, der in späterer Zeit von großer Bedeutung sein wird. Zur selben Zeit wird die minoische Kultur von der mykenischen abgelöst und Moses zog mit den späteren Israeliten aus Ägypten aus.

Zusammen mit der geistigen und handwerklichen Entwicklung treten auch am Oberrhein immer stärker gesellschaftliche Differenzierungen hervor, bei denen zwischen Ober- und Unterschichten unterschieden wird. Diese Trennung macht sich insbesondere in der Hallstattzeit, also seit ca. 800 v.Chr. bemerkbar. Ihringen, Munzingen, Zähringen und vor allem der Breisacher Burgberg bildeten bei uns befestigte Siedlungen einer Oberschicht, die sich auch durch einen bis in den Mittelmeerraum reichenden Handel mit edlen Waren auszeichnen.
Bekannt sind auch hallstattzeitliche Grabhügel von höher gestellten Personen oder Personengruppen, z.B. bei Ihringen, in denen neben anderen edlen Gegenständen auch Gold gefunden wurde. König David hat seinen Platz auf der Burg Zion längst auf natürliche Weise freigemacht, um 753 v.Chr. wurde bereits die Stadt Rom gegründet und große Städte existierten in Vorderasien oder Ägypten schon ca. 2000 Jahre vorher.
Aber mit der Hallstatt Kultur tritt ein weiteres Metall in den Vordergrund, das für die Zukunft Europas von herausragender Bedeutung sein wird: das Eisen. Dieses Metall findet sich z.B. in so genannten "Bohnerzen", die sich im Oberrhein- und Voralpengebiet zur Zeit des Eozäns (vor ca. 36 Millionen Jahren) unter subtropischen Verhältnissen abgelagert haben. Es wird vermutet, dass diese Rohstoffe hier zur Eisengewinnung genutzt wurden. Dabei ist auch hier nicht zu vergessen, dass die Hochkulturen Vorderasiens lange schon das Eisen besaßen und kulturell sehr viel fortschrittlicher waren. Die Grundlagen handwerklicher Produktion wurden zumeist aus diesen Gegenden importiert.

Seit der Hallstattzeit treten andere Quellen der Überliefung zum Vorschein. Waren es vorher vor allem die archäologischen Befunde, die uns über die Besiedlung des Oberrheins Auskunft geben, so treten seit ca. 400 v. Chr. schriftliche Quellen hinzu, die im antiken Griechenland und von den Römern verfasst wurden. Die damalige "Globalisierung", die ebenfalls durch den wirtschaftlichen Handel hervorgerufen wurde, hat nicht nur zu weitreichenden Verbindungen geführt, sondern zu einer drastischen Entwicklung und Verbreitung der geistigen und handwerklichen Menschheitskultur beigetragen. Die weit entwickelten Kulturen des griechischen und vorderasiatischen Raumes fanden verstärkt Eingang in die noch relativ unterentwickelten nord-, mittel- und westeuropäischen Gebiete.
Das jüdische Volk verbrachte 50 Jahre in der babylonischen Gefangenschaft, Buddha und Konfuzius dachten nach, Pythagoras zerbrach sich den Kopf mit Dreiecken und Platon und Aristoteles gründeten die Akademie und das Liceum. Einer der Schüler hingegen wählte das Kriegshandwerk und keilte sich mit den Persern: Alexanders weg zum Sonnenaufgang endete erst 323 v.Chr. im fernen Asien. Die Erdscheibe war wohl größer als er dachte. All das und noch viel mehr geschah, als sich bei uns und im schönen Italien die Kelten ausbreiteten, auch Gallier oder Galater genannt, und ganz unheimliche Heidenmauern hinterließen.

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